www.ronald-friedmann.de
Ausgewählte Artikel - 2008
LinksBlick (Jüterbog) - November 2008

90 Jahre KPD-Gründung

Historischer Rückblick

Am 1. Januar 1919, vor genau neunzig Jahren, wurde in Berlin die KPD, die Kommunistische Partei Deutschlands, gegründet. Vorangegangen war eine dreitägige Reichskonferenz des Spartakusbundes, der stärksten und einflußreichsten Gruppe, aus der die KPD schließlich hervorging. Insbesondere Rosa Luxemburg, neben Karl Liebknecht die maßgebliche Persönlichkeit, hatte sich lange Zeit gegen die Gründung einer eigenständigen Partei neben der SPD gewandt - sie plädierte für eine Forcierung der Klärungsprozesse innerhalb der Sozialdemokratie. Doch angesichts des Drucks von großen Teilen der Basis, der nicht nur aus dem Spartakusbund selbst, sondern auch aus anderen Gruppen, so von den Internationalen Kommunisten Deutschlands um Johann Knief und Paul Frölich und von den Bremer Linken um Otto Rühle kam, stimmte auch sie der Gründung der neuen Partei schließlich zu.

Doch bereits auf dem Gründungsparteitag wurden die Probleme deutlich: Entgegen den Forderungen und Hoffnungen von Rosa Luxemburg lehnte die neue Partei beispielsweise die Teilnahme an den Wahlen zur Nationalversammlung am 19. Januar 1919 ab und positionierte sich damit de facto außerhalb der entscheidenden politischen Prozesse im damaligen Deutschland.

Der Mord an Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg am 15. Januar 1919 und wenige Wochen später auch an Eugen Leviné und Leo Jogiches beraubte die KPD sehr früh ihrer klügsten Köpfe und damit - in gewisser - auch alternativer Entwicklungsmöglichkeiten.

Zwar enthielt sich Hugo Eberlein, der Delegierte der KPD, im März 1919 bei der Gründung der Kommunistischen Internationale in Moskau - einem dringenden Wunsch Rosa Luxemburgs folgend - der Stimme, doch war mit der Gründung der "revolutionären Weltpartei" nun der Weg zu einer "Bolschewisierung" auch der KPD freigemacht. Es trat ein, was Rosa Luxemburg befürchtet hatte: Es ging nun nicht mehr um die Entwicklung einer eigenen Politik der KPD, die sich aus den spezifischen Verhältnissen in Deutschland ergab, sondern um die mehr oder weniger kritiklose Übernahme der Erfahrungen der russischen Bolschewiki. Daß dies noch viele Jahre kein alternativloser Prozeß war, zeigte jedoch das Wirken Paul Levis, der eng mit Rosa Luxemburg befreundet gewesen war und der bis 1921 an der Spitze der KPD stand.

Letzte Änderung: 12. Januar 2018