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Ausgewählte Artikel - 2014
Disput - August 2014

»il-Belt«

Auf einer Halbinsel zwischen den beiden größten Naturhäfen des Mittelmeers liegt die kleinste Hauptstadt Europas

Die Einwohner Maltas, der winzigen Inselrepublik im Mittelmeer, nennen ihre Hauptstadt meist nur »il-Belt«, was schlicht und einfach »die Stadt« heißt. Natürlich gibt es auch einen offiziellen Namen – La Valletta. Dieser Name ist eine Referenz an den Stadtgründer Jean de la Valette, dem 49. Großmeister des Malteserordens, der den Bau der neuen Stadt beschloß und am 28. März 1566 den Grundstein legte. Im Jahr zuvor war eine monatelange Belagerung Maltas durch die Osmanen erst nach schweren Kämpfen und unter großen Verlusten beendet worden. Nun sollte der Bau einer Festungsstadt nach den neuesten Erkenntnissen der Militärarchitektur Schutz vor weiteren Angriffen und damit dauerhafte Sicherheit bringen. Der italienische Architekt und Festungsbaumeister Francesco Laparelli übernahm die Leitung der Bauarbeiten. Er ließ die gesamte Halbinsel mit gewaltigen Festungsmauern umgeben, die an strategisch wichtigen Punkten durch nicht weniger als elf schwerbewaffnete Bastionen zusätzlich verstärkt wurden. Die eigentliche Stadt La Valletta entstand innerhalb der Festungsmauern, auf einer Fläche von weniger als einem Quadratkilometer: Zwei repräsentative Hauptstraßen bilden die zentrale Achse. Kleinere Straßen, die parallel und im rechten Winkel zu dieser Achse verlaufen, unterteilen die Stadt in kleine Quadrate, die aus der Vogelperspektive an ein Schachbrett erinnern.

Heute leben in La Valletta etwa 6.300 Menschen. In erster Linie ist die Stadt jedoch Sitz des Staatspräsidenten, des Parlaments und der Regierung. Und sie ist ein wichtiges Zentrum der maltesischen Kultur. Unter den zahlreichen großen und kleinen Museen, die sich hier gedrängt auf engstem Raum finden, verdient das Archäologische Nationalmuseum besondere Erwähnung: Es beherbergt früheste Zeugnisse der menschlichen Kultur, u.a. Skulpturen, die mehr als 7.000 Jahre alt sind.

Unübersehbar sind die fast zwei Dutzend Kirchen, darunter die St. John‘s Co-Kathedrale, von außen unscheinbar, doch im Innern eine der prachtvollsten Kirchen des Mittelmeerraumes, sowie die Karmeliterkirche mit der grandiosen Kuppel, die weithin das Stadtbild prägt.

Seit 1980 ist La Valletta – »il-Belt« – in ihrer Gesamtheit Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.

Fotos

Letzte Änderung: 2. Februar 2016