Disput - April 2009

Ernst Engelberg

Annotation zu Ernst Engelberg und Achim Engelberg, Die Deutschen. Woher wir kommen, Karl Dietz Verlag, Berlin 2009

Seine zweibändige Biographie des "Urpreußen und Reichsgründers" Otto von Bismarck ist noch heute Legende: 1985 erschien der erste Band zeitgleich in der DDR und in der BRD, damals eine kleine politische Sensation. Der zweite (und letzte) Band folgte 1990, unter völlig veränderten Bedingungen. Doch der Autor Ernst Engelberg blieb sich auch in der Folge treu, für ihn war - entgegen dem Zeitgeist, dem er nie folgte - die Marxsche Lehre von der materiellen Determiniertheit historischer Prozesse stets die maßgebliche methodische Grundlage seines wissenschaftlichen Schaffens.

Nun liegt eine neue Publikation von Ernst Engelberg vor: Im Berliner Dietz Verlag erschien das Buch "Die Deutschen. Woher wir kommen", eine Sammlung von zum Teil unveröffentlichten Texten aus fünf Jahrzehnten wissenschaftlichen und publizistischen Wirkens, zusammengestellt von seinem Sohn Achim Engelberg.

Einige Stichworte müssen genügen, um die Vielfalt der Themen bei Ernst Engelberg anzudeuten: "Friedrich Schiller als Historiker", "Carl Clausewitz in seiner Zeit", "Das Wilhelminische Berlin". Und schließlich: "Der Bismarck-Komplex". Noch im hohen Alter ein neuer Forschungsgegenstand - das 14. Jahrhundert, wo Ernst Engelberg den Beginn des besonderen deutschen Weges in der Geschichte - des Partikularismus und der Kleinstaaterei - verortete.

Ein Auftrag an die Nachkommenden seiner letzter Artikel, erschienen im November 2000: "Wir haben das Recht, Deutschland zu hassen - weil wir es lieben. Die Nation und die Linke - historische Anmerkungen."
In gewisser Weise ist das Buch ein Geburtstagsgeschenk: Am 6. April wurde unser Genosse Ernst Engelberg 100 Jahre alt. Auch von dieser Stelle - die allerherzlichsten Glückwünsche.

Autor: Ronald Friedmann
Ausgedruckt am: 16. April 2024
Quelle: www.ronald-friedmann.de/ausgewaehlte-artikel/2009/ernst-engelberg/